Jeder Mensch hat ein individuelles Persönlichkeitsprofil, das zu bestimmten Jobs und Unternehmen besser passt und zu anderen weniger gut. Was passiert nun, wenn ich mir einen Beruf oder ein Unternehmen ausgesucht habe, deren Aufgabenprofile Anforderungen enthalten, die zu meinem ganz persönlichen Profil nicht wirklich passen? Darum soll es in diesem Artikel gehen.
Für jede berufliche Aufgabe lässt sich ableiten, welche Ausprägungen der Persönlichkeit im Sinne von Charaktereigenschaften, Motiven und Kompetenzen zu dieser speziellen Aufgabe besonders gut passen. Tätigkeiten im Vertrieb gehen z.B. leichter von der Hand, wenn jemand über hohe Ausprägungen in den Bereichen Extraversion (besonders in den Facetten soziale Offenheit und Enthusiasmus), Wettbewerbsorientierung und Flexibilität verfügt. Aufgaben im Bereich Projektmanagement erfordern eher ein Profil mit starken Ausprägungen in Persönlichkeitsfacetten wie Ordnungsorientierung, Kontrollorientierung (aus der Dimension Gewissenhaftigkeit) und hoher Stressresistenz.
Die Persona als Antwort auf Anpassungsdruck
Wer sich einen Job oder eine Arbeitsstelle aussucht, die dem eigenen Persönlichkeitsprofil nicht wirklich entspricht, wird sehr schnell feststellen, dass ein gewisser Anpassungsdruck entsteht, was das eigene Verhalten angeht. Aus der Persönlichkeit heraus würde man eine Situation auf eine andere Art angehen, aber es wird klar, dass dies hier nicht zum Erfolg führt. Daher passt man sich an, um erfolgreich sein zu können.
Daran ist zunächst auch nichts auszusetzen, denn ohne solche Anpassungserfahrungen gibt es keine Weiterentwicklung. Problematisch wird es dann, wenn die Diskrepanz und damit der Anpassungsdruck zu groß wird. Wir entwickeln in einer solchen Situation dann eine Art Maske, die sich über unsere eigentliche Persönlichkeit legt, eine sogenannte Persona. Mit Hilfe einer solchen Persona kann es uns gelingen, dauerhaft in einem Job oder einem Unternehmen erfolgreich zu agieren, die eigentlich nicht zu uns und unserer Kernpersönlichkeit passen.
Der Preis für erfolgreiches Handeln mithilfe einer Job-Persona
Wenn sich Persona und Kernpersönlichkeit stark voneinander unterscheiden, erkaufen wir uns diesen Erfolg allerdings zu einem hohen Preis:
- Die latent vorhandene Diskrepanz zwischen gezeigtem Verhalten und der tatsächlichen Persönlichkeit führt zu kognitiven Dissonanzen – ein mentaler Spannungszustand, der als unangenehm empfunden wird und Unzufriedenheit auslöst
- Die Unzufriedenheit mit der eigenen beruflichen Situation wächst mit der Zeit, häufig ohne dass den Betroffenen genau klar ist, woran dies eigentlich liegt
- Auf Dauer lösen die Dissonanzen Stress aus, der einen negativen Einfluss auf die allgemeine Lebenszufriedenheit, die Gesundheit und viele weitere wichtige Lebensbereiche ausübt
Aus den obigen Ausführungen sollte deutlich werden, wie bedeutsam eine gute Passung zwischen Persönlichkeit und Job ist. Um diese zu erreichen, kann u.a. die Arbeit mit einem professionellen Coach helfen, der oder die auf Coachings im Rahmen der beruflichen Orientierung spezialisiert ist. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, einen Persönlichkeitstest zu nutzen, der konkrete Hinweise zur individuellen Persönlichkeitsstruktur mit möglichst passgenauen Empfehlungen zu beruflichen Tätigkeiten verbindet. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Analyse über berufliche Interessen hinausgeht, denn empirische Studien zeigen immer wieder, dass Menschen ihre Berufe eher nach ihren Kompetenzen und nicht nach ihren Interessen auswählen.
Ihr
Dr. Ronald Franke
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